Höfe Friedens- und Gerechtigkeitsgasse, Zürich
Die Liegenschaft Selnaustrasse 9/Gerechtigkeitsgasse 5 ist 1857 von Leonhard Zeugheer (1822-1866) erbaut worden. Das stattliche, spätklassizistische Verwaltungsgebäude ist im Inventar der schützenswerten Bauten der Stadt Zürich aufgeführt. Dem H-förmigen Gebäue sind vier Aussenräume zugeordnet. Die beiden stirnseitigen Gartenräume blieben unangetastet; die beiden Höfe Friedensgasse und Gerechtigkeitsgasse wurden erneuert. Die Aussenräume werden heute genutzt vom Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich PUKZH und von der Wohn- und Arbeitsgemeinschaft Suneboge.
Die beiden Höfe konnten weitgehend von Parkplätzen befreit werden, die Asphaltbeläge wurden durch Kiesbeläge ersetzt und in beiden Höfen wurden Bäume gepflanzt. So sind zwei Freiräume entstanden mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten und Atmosphären: Hof Gerechtigkeitsgasse als geschützter und dennoch offener Gartenraum; Hof Friedensgasse als Funktionsbereich mit Aufenthaltsqualitäten.
Der ursprüngliche, gegen Süden gerichtete Hof Friedensgasse war baumlos, asphaltiert und in den Sommermonaten unwirtlich heiss und trocken. Mit der Erneuerung der Freiräume 2020/21 konnte die Parkplatzzahl von 10 auf 3 vermindert werden. Die Asphaltflächen wurden entfernt und durch Kiesbeläge ersetzt. Drei hochstämmige Zerr-Eichen tragen zunehmend zu einem erträglicheren Klima bei. Die drei markanten Bäume besetzen zeichenhaft den Hof, ohne die Nutzung als Anlieferung und Parkierfläche zu verhindern. Schräggestellte Blockstufen – recyclierte Strassenabschlüsse – schützen unauffällig und wirksam den Hof und die Bäume vor dem Befahren.
Im Hof Gerechtigkeitsgasse wurde vor einigen Jahren das bestehende Geländer auf Kunststeinsockel aufgebrochen und der Hof zugänglich gemacht für Anlieferung und Betriebsparkplatz. Dies konnte nun wieder rückgängig gemacht werden. Da die funktionalen Anforderungen wie (Velo-)Parkplätze, Anlieferung und Entsorgungen im Hof Friedensgasse konzentriert werden konnten, wurde der Hof Gerechtigkeitsgasse frei als attraktiver Aufenthaltsraum. Im Gegensatz zum geschlossenen Garten-Hof an der Flössergasse bleibt hier jedoch ein (Sicht-)Bezug zum Strassenraum frei. Das schlichte Geländer auf dem Kunststeinsockel entlang der Gerechtigkeitsgasse ist original aus den 1920-er Jahren. Die entfernten Zaunelemente wurden in der gleichen Machart rekonstruiert und wo nötig restauriert. Ein befestigter Weg mit vorhandenen Natursteinplattten erschliesst den Haupteingang zur Gerechtigkeitsgasse 5 (Suneboge). Die übrigen Flächen werden chaussiert. In der Chaussierung sind Pflanzinseln mit Stauden und Kleinsträuchern vorgesehen. Drei mehrstämmige, mittelgrosse Baumschirme (Schneeballblättriger Ahorn) gliedern den Gartenhof in schattige und helle Bereiche. Der eine Baumschirm ragt in den Strassenraum und markiert den Zugang zum Suneboge. Die Baumschirme sind bis 3 m aufgeastet. So bleibt der Hof übersichtlich.
Historisch gesehen waren die beiden Höfe wahrscheinlich nicht bepflanzt. Daher orientiert sich die neue Bepflanzung an aktuellen Anforderungen. Die unterschiedlichen Charaktere der beiden Höfe wird mit einer differenzierten Bepflanzung verstärkt: Der Hof Friedensgasse (Funktionshof) mit ruderalen, trittverträglichen Vegetationstupfern im Kiesbelag. Der lauschige Hof (Gerechtigkeitsgasse) mit gärtnerischer Erscheinung in gelbem Grundton. Unter dem Blätterdach prägen kontrastreiche Blattstrukturen und kraftvolle Blütenfarben den Hof. Aufhellende, sonnig-gelbe Blütenfarben als Grundton („Suneboge“) mit lila Akzenten. Verwendet wurden robuste Arten, hälftig heimisch, mit kontrollierter Giftigkeit.